Dilettant und Kritiker.

Es hatt' ein Knab' eine Taube zart,
Gar schön von Farben und bunt,
Gar herzlich lieb nach Knabenart
Geätzet aus seinem Mund,
Und hatte so Freud' am Täubchen fein,
Daß er nicht konnte sich freuen allein.
Da lebte nicht weit ein Altfuchs herum,
Erfahren und lehrreich und schwätzig darum;
Der hatte den Knaben manch' Stündlein ergötzt,
Mit Wundern und Lügen verprahlt und verschwätzt.
»Muß meinem Fuchs doch mein Täubelein zeigen!«
Er lief und fand ihn strecken in Sträuchen.
»Sieh, Fuchs, mein lieb Täublein, mein Täubchen so schön!
Hast du dein Tag so ein Täubchen gesehn?«
Zeig' her. – Der Knabe reicht's. – Geht wohl an;
Aber es fehlt noch Manches dran.
Die Federn, zum Exempel, sind zu kurz gerathen. –
Da fing er an, rupft' sich den Braten.
Der Knabe schrie. – Du mußt stärkre einsetzen,
Sonst ziert's nicht, schwinget nicht. –
Da war's nackt – Mißgeburt – und in Fetzen!
Dem Knaben das Herze bricht.
Wer sich erkennt im Knaben gut,
Der sei vor Füchsen auf seiner Hut.

Frau Holle

Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit thun und der Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen, und mußte so viel spinnen, daß ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen: sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück.

Sie schalt es aber so heftig und war so unbarmherzig, daß sie sprach 'hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder heraus.' Da gieng das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht was es anfangen sollte: und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese wo die Sonne schien und viel tausend Blumen standen. Auf dieser Wiese gieng es fort und kam zu einem Backofen, der war volle Brot; das Brot aber rief 'ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich: ich bin schon längst ausgebacken.' Da trat es herzu, und holte mit dem Brotschieber alles nach einander heraus.

Die Burg Reußenstein

Die Burg Reußenstein liegt auf jähen Felsen weit oben in der Luft und hat keine Nachbarschaft als die Wolken und bei Nacht den Mond. Gerade gegenüber der Burg, auf einem Berg, der Heimenstein genannt, liegt eine Höhle, darinnen wohnte vor alters ein Riese. Er hatte ungeheuer viel Gold und hätte herrlich und in Freuden leben können, wenn es noch mehr Riesen und Riesinnen außer ihm gegeben hätte. Da fiel es ihm ein, er wollte sich ein Schloß bauen, wie es die Ritter haben auf der Alb. Der Felsen gegenüber schien ihm gerade recht dazu.

Das Hotel Adlon

Das Hotel Adlon: Eines der luxuriösesten und bekanntesten Hotels in Deutschland, wenige Meter vom Brandenburger Tor entfernt, direkt am Pariser Platz.
Es wurde 1907 eröffnet. Erst in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges brannte es fast völlig aus.
Seit 1997 steht am gleichen Ort das neugebaute Adlon.
Geschichte
Gründer und Namensgeber des Hotels ist Lorenz Adlon. Adlon war ein ehrgeiziger Geschäftsmann, der sich vom Sohn eines Mainzer Schuhmachers zum edelsten Berliner Hotelier aufschwang. Er betrieb zunächst verschiedene Restaurants und eine renommierte Weinhandlung. Dann erfüllte er sich einen Traum und ließ ein Hotel bauen, das es in Rang und Ansehen mit den größten Häusern der Welt aufnehmen sollte.
Fast zwei Jahre wurde daran gebaut. Renommierte Architekten wie Carl Gause und Robert Leibnitz leiteten die Arbeiten.

Hackesche Höfe

Die Hackeschen Höfe bilden das größte geschlossene Hofareal Deutschlands.
Nach ihrer Sanierung sind sie heute wieder der bunte Treffpunkt für kommerzielles, kulturelles und privates Leben, als der sie vor gut 100 Jahren angelegt wurden.
Geschichte
1672 erging ein kurfürstlicher Erlass, nach dem alle Scheunen für Heu und Stroh vor die Stadtmauer zu verlegen waren. So sollte die Brandgefahr im Stadtgebiet verringert werden. Auf dem bisherigen Ackerbaugebiet vor der Stadtmauer entstand daraufhin die Spandauer Vorstadt mit dem Scheunenviertel.
1750 beauftragte Friedrich der Große seinen Stadtkommandanten Graf von Hacke, einige Freiflächen des Scheunenviertels zu gestalten. Dabei wurde auch der nach dem Grafen benannte Hackesche Markt angelegt.

Friedrichstraße

Die Friedrichstraße ist neben “Unter den Linden” eine der berühmtesten Straßen Berlins. Nach der Wende ist hier eine exklusive Shopping-Meile entstanden.
Aufgrund der Übergänge Berlin Friedrichstraße und Checkpoint Charlie blieb diese historische Achse jedoch auch während der Zeit der Teilung Berlins stets präsent.
Geschichte
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstand vor den Toren der Berliner Stadtmauer auf Wiesen und Äckern die Dorotheen-Vorstadt. Die Friedrichstraße, die zunächst einfach als “Große Querstraße” bezeichnet wurde, war neben der Allee “Unter den Linden” wichtigste Straße dieses neuen Stadtteils.
Vom weltstädtischen Flair war damals noch nichts zu spüren. In den Höfen wurden Schweine und Kühe gehalten, Abfälle wurden einfach auf die Straße gekippt.
Dies änderte sich erst, als Friedrich I. Anfang des 18. Jahrhunderts beschloss, den gesamten Stadtteil auszubauen. Überliefert ist sein Ausspruch: „Was heißt hier Querstraße? Ein anständiger Name muss es sein – der meinige“.

Das Ideal



Ja, das möchste:


Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,

vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;

mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,

vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn -

aber abends zum Kino hast dus nicht weit.


Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:


Neun Zimmer – nein, doch lieber zehn!

Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,

Radio, Zentralheizung, Vakuum,

eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,

eine süße Frau voller Rasse und Verve -

(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) -

eine Bibliothek und drumherum

Einsamkeit und Hummelgesumm.