Es war einmal ein alter Mann, der verdiente seinen Lebensunterhalt, indem
er trockenes Dornenholz sammelte und verkaufte. Dieser Mann hatte
fünf Söhne, die niemals satt wurden. Alles was gekocht wurde aßen sie auf, nie
blieb etwas für den Vater übrig. Wenn er von der Arbeit nach Hause kam, aß er
meistens nur ein karges Mahl aus einer Scheibe Brot und Tee. Eines Abends sagte
der Mann zur seiner Frau: „Koch mir doch für morgen eine schöne süße Halwa.“
Sein Sohn Ahmad aber belauschte dieses Gespräch und erzählte den Brüdern davon.
Sie schmiedeten einen Plan, wie sie Vater und Mutter necken könnten. Einer der
Jungen versteckte den Topf, ein anderer den Kochlöffel, der nächste das Mehl, der
vierte Bruder das Fett und der letzte schließlich den Zucker.
Bevor nun der alte Mann nach Hause kommen sollte, wollte seine Frau mit dem
Kochen beginnen. Zuerst suchte sie das Mehl. Da schrie der erste Bruder: „Was
suchst du denn? Mehl findest du unter meinem Kopfkissen.“ Und so rief jeder,
wo er was versteckt hatte.
Kaum war die Süßspeise fertig gekocht und der alte Vater wollte davon essen –
schon war in Sekundenschnelle alles wieder von den Söhnen weggegessen. Da
sagte er zu den Jungen: „Esst heute Abend genügend, denn ich werde euch
morgen mitnehmen, Ihr sollt mir beim Sammeln und Tragen von Büschen und
Disteln helfen.“
Im Morgengrauen gingen alle gemeinsam aus dem Haus zum Berg. Dort sprach
der alte Mann zu seinen Söhnen: „Fangt ihr nur hier an, ich werde nach ein paar
Stunden wieder zurückkommen, denn ich habe etwas Wichtiges vergessen, das
dringend erledigt werden muss.“
Doch der alte Mann kam, auch als es schon dunkel wurde, nicht zurück. Die
fünf Söhne wurden unruhig. Da sahen sie plötzlich in der Ferne ein kleines
Licht, gingen näher und fanden eine Höhle, in der eine Lampe brannte. Die
beleuchtete einen wunderschönen Saal, geschmückt mit prächtigen Teppichen,
goldenen Hängelampen und prachtvollen Bildern. Plötzlich hörten sie ein Dröhnen
und Stampfen und es ertönte eine laute, schaurige Stimme. Ein Ungeheuer
betrat den Saal, das die fünf Brüder ehrfürchtig grüßte. Leise aber murmelte es:
„Mmmm, was für ein Leckerbissen!“
Das Ungeheuer hatte eine riesige Rindskeule mitgebracht, die grillte es und gab
den Jungen davon zu essen. Das restliche Fleisch aß es selbst bis auf die Knochen
auf. „Ich gehe noch mal weg, Ihr könnt euch jetzt hinlegen und erholen,“ sprach
es dann – und dachte bei sich: „Wenn sie erst mal eingeschlafen sind, werde ich
einen nach dem anderen fressen.“ Denn es konnte keine wachen, sondern nur
schlafende Menschen verzehren.
Doch Ahmad, der Jüngste, blieb wach. Und als das Ungeheuer zurück kam sagte
er: „Ich habe Durst! Unsere Mutter hat uns jede Nacht vom Bach frisches Wasser
geholt!“ Das Ungeheuer fand nichts dabei, nahm ein Sieb und rannte zum Fluss.
Doch solange es auch probierte, es gelang ihm nicht, das Sieb mit Wasser zu
füllen. Langsam wurde es hell. Unverrichteterdinge kehrte es zur Höhle zurück,
wo die Jungen schon wach waren.
Auch am nächsten Abend schlief Ahmad nicht. „Was fehlt dir denn heute Abend?“
fragte das Ungeheuer. Ahmed erwiderte: „Ich habe Bauchschmerzen. Immer
wenn ich Bauchschmerzen habe nimmt meine Mutter ein Tuch und stellt sich
gegen den Wind. Wenn der Wind dann geht, bläst er Rosenblätter in das Tuch.
Die fängt meine Mutter auf und kocht Rosenwasser davon für mich.“ Das Ungeheuer
versuchte auch dies – ohne Erfolg. Wieder wurde es Morgen und alle Brüder
erwachten, wie am Vortag.
Am dritten Abend sprach Ahmad: „Ich war schon eingeschlafen, aber da habe ich
von meinen Eltern geträumt. Bitte geh zu unseren Eltern – und damit wir dich
auch nicht verlieren, knicke die trockenen Gräser entlang deines Pfades.“
Das Ungeheuer machte sich auf den Weg, aber es konnte die Eltern nicht finden.
Allmählich wurde es sehr zornig, denn es war außerordentlich hungrig. Es musste
die Jungen endlich zum Schlaf bekommen! Ahmad ahnte, dass nun etwas Böses
bevorstand. Mit seinen Brüdern hängte er einen Sack voll Sand unters Dach. Als
sich das Ungeheuer vor Wut und Gier brüllend näherte, bewarfen sie es von oben
damit. Der Sand drang ihm in die Augen und machte es blind.
Die Brüder flohen aus der Höhle. Auf dem vom Ungeheuer geknickten Gras
konnten sie den Weg zurück ins Dorf leicht finden. Reumütig kehrten sie zu ihren
Eltern zurück. Fortan wurden Hausarbeit und Feldarbeit unter den Brüdern aufgeteilt
und alle lebten glücklich und zufrieden.
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